Gartenstadt
Gartenstadt
Das Konzept der „Gartenstadt“ basiert auf einem Entwurf des Engländers Ebenezer Howard. Dieser wollte mit Gartenstädten den miserablen Lebensverhältnissen der Industriearbeiter ein Ende setzen. Im Zuge der Industrialisierung war die Wohnsituation durch das rasante Wachstum der Großstädte immer schlechter geworden. Howard übernahm die Führung der „Garden-City-Association“, die später in der „Town and Country Planning Association“ ihr organisatorisches Rückgrat fand, welche das Ziel verfolgte die Vorteile von Stadt- und Landleben miteinander zu kombinieren. Heraus kam ein theoretisches Konstrukt, welches eine Zentralstadt, die von landwirtschaftlichen Nutzflächen von mehreren Tochterstädten, die mittels Eisenbahnlinien verbunden sein sollten, getrennt wurde, umfasste. Konzentrische Kreise waren für diese Stadtstruktur charakteristisch.
Ein Stadtpark sollte im Zentrum der Stadt liegen. Um diesen sollten sich die öffentlichen, hoch frequentierten Gebäude gruppieren. Diese Gebäude sollten von Grünanlagen eingesäumt werden. Anschließen sollten sich dann Wohnhäuser, die über eine Mindestbodenfläche verfügen sollten. In England wurde 1903 die erste Gartenstadt in Letchworth realisiert. Allerdings konnte sich diese Idee von Howards Gartenstadt nicht in der konzipierten Form durchsetzen. Zu einem Wandel im Bewusstsein der Menschen führte sie jedoch, so dass sie erheblichen Einfluss auf die Städteplanung nahm.
Der Deutsche Theodor Fritsch hatte schon vor Howard ähnliche Vorstellungen einer Gartenstadt entwickelt, nach denen schließlich in Augsburg mit dem Thellotviertel, die erste deutsche Gartenstadt entstand. In Deutschland knüpfte die Gartenstadtbewegung an Howard an, was 1902 zur Gründung der „Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft (DGG)“ führte. Jedoch wurden Gartenstädte nicht nach dem Howardschen Muster errichtet. Vielmehr wurden Einfamilienhaussiedlungen mit starker Durchgrünung und viel Gartenfläche an den Stadträndern konzipiert. Diese Siedlungen waren als eigenständig geplant und sollten 5.000 bis 15.000 Anwohnern Platz bieten.
Hier einige Beispiele:
- 1906: Margarethenhöhe in Essen gestiftet von Margarethe Krupp
- 1907: Rüppurr in Karlsruhe
- 1907: Gartenstadt Marga in Brieske (Brandenburg)
- 1909: Gartenstadt Hellerau in Dresden
- 1908: Gartenstadt Nürnberg
- 1911: Gartenstadt Luginsland in Stuttgart
- 1914: Gartenstadt Staaken in Berlin-Spandau
Zur Verwirklichung von Gartenstädten wurden häufig Baugenossenschaften gegründet, welche von Gemeinden und Industrieunternehmen unterstützt wurden. Für viele Ansiedlungen, die in offener, durchgrünter Bauweise errichtet wurden, wird mittlerweile der Begriff „Gartenstadt“ verwandt.
Gartenstädte sind in vielen Ländern wie USA, Kanada, Neuseeland, Australien, Niederlande, Belgien, Schweiz und China zu finden. Die chinesischen Gartenstädte entstammen allerdings einem völlig anderen Kulturkreis. Andere Gartenstädte gehen allerdings auf den englischen Einfluss zurück.
Der internationale „Verband für Park- und Gartenanlagen und Gesundheit“ vergibt seit 1997 jährlich in fünf Kategorien A-E, welche nach Bevölkerungszahl gestaffelt sind, die Auszeichnung „Internationale Gartenstadt“. Hier liegt China mit den sieben ausgezeichneten Gartenstädten, die den Ehrentitel „Internationale Gartenstadt tragen dürfen weit vorn. Bisher ausgezeichnet wurden als „Internationale Gartenstädte“ die chinesischen Orte Shenzhen, Xiamen, Guangzhou, Suzhou, Quanzhou, Hangzhou und Puyang.